19. November 1996

Kultusminister Zehetmair lehnt Alleingang Bayerns bei der Rechtschreibung ab

Ein bayerischer Sonderweg bei der Rechtschreibung ist nach Auffassung von Kultusminister Zehetmair weder sinnvoll noch m�glich. "Niemand kann guten Gewissens anstreben, da� die Kinder in Bayern eine andere Rechtschreibung lernen als jene in den 15 anderen deutschen L�ndern, in �sterreich oder der Schweiz", erkl�rte der Minister mit Blick auf das beabsichtigte "Weilheimer Volksbegehren" am Dienstag. Die Regelung der Orthographie sei nicht Sache eines einzelnen deutschsprachigen Staates oder gar Bundeslandes. Nachdem die 16 deutschen L�nder - zuletzt durch die Dresdener Erkl�rung der Kultusministerkonferenz -, der Bund sowie alle deutschsprachigen Staaten am 1. Juli dieses Jahres eine gemeinsame Erkl�rung zur Neuregelung unterzeichnet h�tten, sei ein Alleingang auch gar nicht m�glich, betonte Zehetmair.

Gleichzeitig zeigte sich der Minister nicht �berrascht, da� in der �ffentlichkeit gewisse Vorbehalte gegen die Neuregelung best�nden. "Die Mehrheit der Menschen ist der Meinung, sie sei mit der bisherigen Rechtschreibung gut zurechtgekommen." Jede Neuerung w�rden sie deshalb zur�ckweisen, auch wenn sie bei n�herem Hinsehen ebenfalls mit den Fu�angeln der bisherigen Regeln ihre liebe Not h�tten. Zudem sei die Rechtschreibreform in bestimmmten Bereichen gew�hnungsbed�rftig und bed�rfe im Detail m�glicherweise noch der Pr�zisierung. "Daf�r wurde die Kommission f�r die deutsche Rechtschreibung gerade vorgesehen. Sie soll die Einf�hrung begleiten, auftretende Fragen kl�ren und die W�rterbuchverlage beraten.Da wartet in den n�chsten Jahren noch viel Arbeit; in D�nemark hat das 10 Jahre gedauert.", sagte Zehetmair. Allerdings m�sse er nochmals darauf hinweisen, da� die Reform - auch nach Auffassung der Duden-Redaktion, die bisher f�r die Rechtschreibung verantwortlich war - eine gro�e Zahl von Ausnahmen beseitige, die sich in den letzten Jahrzehnten eingeb�rgert haben und die Regeln systematisiere. Die ersten Erfahrungen in den Schulen gingen eindeutig in diese Richtung. Die Gegner der Rechtschreibreform stellten nun mit zum Teil falschen Beispielen eine kleine Gruppe gew�hnungsbed�rftiger Neuschreibungen in den Vordergrund und verschwiegen dabei die gro�e Zahl von Problemen und Zweifelsf�llen, die bisher selbst ge�bte Schreiber in Schwierigkeiten brachten. Als Beispiel nannte der Minister den Duden-Band "Die Zweifelsf�lle der deutschen Sprache", der allein 784 Seiten umfasse und sich zum nicht geringen Teil auch mit Rechtschreibfragen besch�ftige .

Bayern habe die Neuregelung weder angesto�en noch vorangetrieben, betonte Zehetmair. Der Freistaat habe vielmehr in jahrelangen Verhandlungen alle weitergehenden Vorstellungen - wie zum Beispiel die radikale Kleinschreibung und die �bertriebene Eindeutschung von Fremdw�rtern - gebremst. Die jetzt von allen L�ndern und Staaten gebilligte Fassung k�nne die deutsche Rechtschreibung nicht "einfach" machen, das lasse der komplexe Gegenstand nicht zu. Man k�nne aber mit der Neuregelung auch als Angeh�riger der �lteren Generation gut leben. Im �brigen w�rde ein Stopp der Reform zum jetzigen Zeitpunkt erhebliche Mehrkosten mit sich bringen und w�re wom�glich teurer als die Neuregelung selbst.

Bayerisches Staatsministerium
f�r Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
Toni Schmid, Pressereferent